Nutzen wir unsere Autos schlau

Wenn ich Gertränke-Harasse einkaufe, kommt mein kleiner Roter zum Zug. Das hybrid angetriebene Auto erweist mir auch gute Dienste, wenn ich mal Ferien an Orten verbringe, die per ÖV schlecht erreichbar sind. Den Grossteil meiner Wegstrecken lege ich aber zu Fuss, per Velo oder mit der Bahn zurück. Das erspart mir die Parkplatzsuche.

27 Prozent – dies soll bis 2040 der Anteil des motorisierten Individualverkehrs in Winterthur sein. Heute beträgt er etwa 40 Prozent. Stau und Lärm, Unfälle und Umweltbelastung sollen abnehmen. Als – gewünschte – Folge steigt der Anteil ÖV, Fuss- und Veloverkehr. Tempo 30 soll das Stop-and-Go-Problem reduzieren, Lieferanten und Handwerkerinnen kommen dadurch flüssiger durch die Stadt. Winterthur ist mit diesen Plänen nicht allein: In ganz Europa arbeiten die Städte an ähnlichen Lösungen.

Unser Ziel lässt sich auf zwei Arten erreichen. Die absurde Variante wäre, wenn 27 Prozent der Verkehrsteilnehmenden nur noch Auto fährt, während sich der Rest konsequent mit alternativen Verkehrsmitteln fortbewegt. Natürlich ist es schlauer, wenn wir uns alle überlegen, wie oft wir das Auto wirklich nutzen müssen, und wo es sinnvoller, ja praktischer ist, anders zu entscheiden. Auch ich habe mich dies natürlich gefragt – und festgestellt, dass ich mit einem Mix aus allen Möglichkeiten buchstäblich gut fahre: Ins Stadtzentrum oder in eine andere Stadt gelange ich am zügigsten mit der S-Bahn, für den Weg zur Arbeit und an auswärtige Sitzungen eignet sich das kostengünstige Velo.

Auch diese Verkehrsmittel beanspruchen Fläche. Tendenz steigend. Und meist zu Lasten der Fläche für Autostrassen. Eine Benachteiligung für die Autolenker? Diese Frage können wir – ohne die Moralkeule zu schwingen – mit Nein beantworten. Der Autoverkehr hat über Jahrzehnte die Entwicklung der Städte dominiert. Für dieses Privileg wurden ganze Stadtteile auseinandergerissen, denken wir etwa an Töss oder Wülflingen. Wir haben uns an die Dominanz der Autostrassen gewöhnt, sie kaum hinterfragt. Dass wir in Zukunft den Raum für mehr Velo- und öffentlichen Verkehr nutzen, können wir als Schritt in Richtung Gleichberechtigung betrachten. Der Verkehrsraum gehört allen und bietet künftig auch neue Gestaltungsmöglichkeiten.

Von diesem Ausgleich profitieren alle Verkehrsteilnehmenden. Autolenkerinnen und Autolenker sind schliesslich auch Fussgängerinnen und Anwohner, die heute zu oft den Gefahren des Verkehrs und dem Lärm ausgesetzt sind, oder sich mit ihren Kindern über zu enge Trottoirs ärgern, während Autos auf mehreren Spuren an ihnen vorbeibrausen.

Haben Sie in Gedanken schon die Rechnung gemacht, ob Sie Ihren Autogebrauch auf einen Viertel reduzieren können?

Christa Meier

Vorsteherin Departement Bau, Stadt Winterthur