Die einmalige Chance, Töss zu reparieren

Er hat uns zum Träumen gebracht: Der See im Mattenbachquartier. Auch nach über 20 Jahren klingt die utopisch erscheinende Idee in unseren Herzen nach, bis weit über die Stadtgrenzen hinaus. Der Erholungs(mehr)wert eines künstlichen Gewässers war in der Winterthurer Bevölkerung wohl unbestritten, doch nicht alle waren begeistert, wenn es um das Kosten-Nutzen-Verhältnisses ging. Dieses schien einfach zu gross.

Nun können wir wieder träumen. Und dieses Mal können wir neben der Aufwertung eines ganzen Stadtteils auch Arbeitsplätze in die Argumentations-Waagschale legen. Ausgangslage ist die Verbreiterung des Autobahnabschnittes in Töss um je eine Spur in beide Richtungen – ein Vorhaben des Bundes, das nicht nur den innerstädtischen Verkehr entlastet.

Denn Winterthur packt die Gelegenheit am Schopf und nutzt den Moment der Umgestaltung für einen «Masterplan Winterthur Süd». Das Baudepartement hat zusammen mit drei kantonalen Ämtern frische und beeindruckende Ideen skizziert, wie sich neben einer blossen Autobahnerweiterung das Gebiet im Tössemer Streckenabschnitt neu entfalten könnte. Heute sind die Quartiere Dättnau und Steig vom Rest der Stadt abgeschnitten. Indem wir die Autobahn künftig tunnelieren, setzen wir diesem Missstand ein Ende. Damit nicht genug: Wir beschaffen uns einen zusätzlichen Stadtraum für Industrie und Arbeitsplätze. Es entsteht eine Mobilitätsdrehscheibe mit Autobahnanschluss, Veloschnellroute und ÖV-Anbindung nach Zürich. Den ursprünglichen SBB-Plänen für den Brüttener Tunnel steht nichts im Weg, und die geplante Renaturierung der Töss profitiert sogar. Ein ganzer Stadtteil kann mit diesem Wurf «repariert» werden. Eine Riesenchance eröffnet sich.

Die grosse Aufgabe ist es nun, das für die Autobahnsanierung zuständige Bundesamt Astra und weitere Entscheidungsträger bei Bund und Kanton von diesem Wurf zu überzeugen.

Sie fragen nach den Kosten? Ein Tunnel ist nie billig. Aber dieses Vorhaben kann sich auszahlen. Verschlafen wir diese Chance, werden nachfolgende Generationen nichts als eine breitere Autobahn und zwei sich weiter entfremdende Stadtquartiere haben. Die Chancen stehen optimal für einen wirksamen Weckruf, viel Unterstützung auf diversen Ebenen ist schon da. Mitentscheidend werden aber auch der positive Geist und die starke Stimme der Bevölkerung sein, sie können aus einem Traum, oder einer Utopie, Realität werden lassen.

Christa Meier
Vorsteherin Departement Bau, Stadt Winterthur