Stehenbleiben ist keine Option
Wir wollen keinen Stau auf den Strassen. Stehenbleiben ist ärgerlich, hindert uns am Vorwärtskommen, raubt uns wertvolle Zeit, frustriert und ist rückständig.
Darum müssen wir an besseren Verkehrskonzepten arbeiten. Das tut Winterthur seit es Winterthur gibt. Heute allerdings mit enormen Herausforderungen: Es gibt nicht nur eine Vielzahl von Fortbewegungsmitteln, die schneller oder langsamer unterwegs sind. Auch sind sie zahlreicher geworden. In grossen Städten wie Winterthur halten sich mehr Menschen auf. Viele Interessen prallen aufeinander.
Bis vor wenigen Jahren galt der Fokus dem Autoverkehr. Ihm wurde die Verkehrsplanung untergeordnet. Flüssiger wurde der Verkehr nicht – im Gegenteil.
Wir können Abhilfe schaffen, indem wir Velowege und Fussgängerzonen aufwerten, ihnen den Platz geben, den sie verdienen und die Lust der Menschen steigern, sich auf komfortablen Pfaden zu Fuss oder mit dem Zweirad von A nach B zu bewegen. Das schafft Platz für jene Menschen, die wirklich auf ihr Auto angewiesen sind.
Auch für unsere Gesellschaft ist Stehenbleiben keine Option. Ich kann mir den Vergleich gerade nicht verkneifen: Im Kanton Appenzell Innerrhoden ist die Welt nicht schlechter geworden, weil per Richterspruch das Frauenstimmrecht verordnet wurde. Genommen wurde den Männern nichts, obwohl viele von ihnen es zunächst befürchtet hatten. Genauso verhält es sich mit dem Autoverkehr. Eine moderne Verkehrsplanung plant nicht gegen Autos, sondern für Gleichberechtigung unter den unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden.
Wünschen Sie sich etwa die Parkplätze in der Altstadt zurück? Oder die Blechlawine auf der Rudolfstrasse hinter dem Bahnhof, falls Sie sich überhaupt noch daran erinnern? Oder sind Sie nicht eher stolz darauf, dass Winterthur heute, trotz damaliger heftiger Widerstände, über die grösste Altstadt-Fussgängerzone der Schweiz verfügt?
Apropos stolz: Erinnern Sie sich an die verbotene Stadt, das Sulzerareal, das sich heute unseren Besucherinnen und Besuchern als Vorzeigestadtteil präsentiert? Auch dieses wird demnächst mit einer stadtverträglichen Mobilität von sich reden geben, welche Velofahrer, Fussgängerinnen und motorisierten Verkehr gleichberechtigt und entspannt aneinander vorbeikommen lässt.
Und ich könnte wetten: Das Leben in der Stadt wird mit dieser Entwicklung nicht schlechter.
Christa Meier
Vorsteherin Departement Bau, Stadt Winterthur