Schweizer Qualität mit Migrationshintergrund
Woran denken Sie beim Begriff «Swiss Made»? An Schweizer Qualität? Zuverlässigkeit? Vertrauenswürdigkeit?
Die Schweiz gilt seit Jahrzehnten weltweit als zuverlässige Handelspartnerin. Das Industrieschwergewicht Sulzer war in seiner Blütezeit der Inbegriff für Schweizer Qualität, sei es mit Pumpen, Dieselmotoren oder Applikationstechnologien. In dieser Schweizer Erfolgsgeschichte geht oft vergessen, dass wir sie mit vielen Migrantinnen und Migranten geschrieben haben. Zu Tausenden holten wir sie aus Süditalien, Portugal, dem damaligen Jugoslawien und Spanien – ohne sie hätte der Wirtschaftsmotor gestockt. Wunderschön wird dieser Fakt in der aktuellen Ausstellung «Reality Check!» des Museums schaffen aufgearbeitet.
Déjà vu: Auch heute suchen verschiedenste Branchen händeringend Arbeits- und Fachkräfte im Ausland. Und mit den Einwanderungswellen sind stets Ängste vor dem Fremden verbunden. Damals wie heute. Wussten Sie, dass in den 70er Jahren die fremdenfeindliche Schwarzenbach-Initiative in Winterthur – dem Sulzer-Standort – angenommen wurde, während sie die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung ablehnte? Winterthur ist heute glücklicherweise kein Hotspot für Fremdenfeindlichkeit. Dennoch wird auch hier in vielen Diskussionen die Einwanderung mit Bedrohung gleichgesetzt.
Ich möchte diese Debatte hier nicht weiterführen. Vielmehr ist es mir ein Anliegen, die «Migration» nicht als gesichtsloses Problem wahrzunehmen, sondern die Schicksale hinter diesem Thema kennenzulernen. Die Ausstellung präsentiert Ihnen Porträts von Menschen, die erzählen, warum sie in die Schweiz eingewandert sind, was ihre eigenen Ängste und Hoffnungen waren, und wie sie sich hierzulande eine neue Existenz aufgebaut haben – Sie können sich vorstellen, dass dies angesichts der zementierten Vorurteile nicht einfach war. Und doch gibt es viele Erfolgsgeschichten. Und vorallem wird der grosse Beitrag jener, die auch Wirtschaftsflüchtlinge genannt werden, an den Wohlstand der vielgelobten «Swiss-Made»-Schweiz endlich sichtbar.
Christa Meier
Vorsteherin Departement Bau, Stadt Winterthur